Wir feiern heute die Liebe. Und morgen und übermorgen auch.

„Je schöner die Blumen, desto schöner das Dankeschön.“

– Slogan von Bloomy Days, „Dankeschön“ heißt „vögeln“.

Quelle: pixabay.com

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Der Nebel lichtete sich, die Wolken brachen auf und der Himmel war himmelblau – es war Valentinstag. Heute ist der älljährliche Feiertag für die kleinste und beliebteste ökonomische Einheit der Welt: die gemischte Paarbeziehung. Und obwohl ich Lust hätte diese sowie das romantische Liebesideal und das patriarchale Herrschaftsverhältnis aufs vorzüglichste zu dekonstruieren, espare ich das mir und euch. Wisset nur: Ich könnte.

Tatsächlich stört es mich nicht. Nicht die kuschelnden und knutschenden Hetenpärchen auf der Straße, die ich doch eigentlich um ihr Privileg beneiden müsste. Nicht die immer und immer wiederholte Verknüpfung von Mann+Frau=Intimität auf den Werbepostern. Das Heilsversprechen der Paarbeziehung ist schal geworden. Inzwischen verstehen wir, dass das Happy End mit dem Kuss nicht das Ende ist, sondern der Anfang des eigentlichen Films. Eines Films, der schon mal langatmig und frustrierend ist und dessen Dauer niemand voraussehen kann – es besteht kein Anspruch auf Ewigkeit.

Popkulturell haben wir uns längst damit arrangiert, dass die Paarbeziehung demystifiziert ist. Wir schauen uns Filme und Serien an, die genau dieses „ganz normale Chaos der Liebe“ zum Thema machen. Wir schauen Menschen beim Scheitern zu, Menschen wie uns, und es ist okay. In diesem Zusammenhang gönne ich den Hetenpärchen sogar ihre wenigen Tage des nostalgischen Mystizismus, an denen eine Beziehung nur eins zu sein braucht: Ein Meer aus Rosen und Weichzeichner und darin ganz allein wir zwei.

Was ich fordere, sind Feiertage solcher Art für alle. Tage, an denen wir fünfe grade sein lassen und uns in die Hand versprechen, dass währt, was niemals währen kann. An denen wir alle Vorsätze über Bord werfen, uns verwöhnen und naiv sein können.

Es gibt so viele Beziehungen, die uns Halt geben und uns entlasten können. Die uns mit Liebe umgeben, was immer das ist. Die beste Freundin, die beste Freund_in, das unschlagbare Trio, die Affaire, die einfach total gut läuft. Die Politgruppe, die furchtbar anstrengend sein kann aber die ich auch nicht missen will. Und die Familie, oh Göttin, die Familie.

Diese Beziehungen sind kein Stück stabiler oder gebrechlicher als die Paarbeziehung, aber wir neigen dazu, sie dieser unterzuordnen. Warum? These: Weil die Paarbeziehung Feiertage hat. Das klingt weit hergeholt, aber Rituale machen Dinge realer, greifbarer und vielleicht auch etwas sicherer. Sie sind irrational und weniger zweifelbehaftet. Sie zwingen uns dazu, den Dingen entgegen der Vernunft eine Chance zu geben. Feiertage sind solche Rituale und wir brauchen sie. Als Menschen, als queere/perverse Menschen, als politische Bewegung.

Daher schlage ich vor (und gemessen daran, wie weitreichend dieser Blog ist, dürft ihr das damit als entschieden betrachten), folgende Feiertage der Liebe und des lustvollen Exzesses einzuführen:

31. Januar: Tag der kuschligen Bettgeschichte

29. Februar (nur alle 4 Jahre): Tag der Freundschaften, die über lange Zeiträume ohne Kontakt bestehen bleiben

Frühlingsanfang: Tag der Schwärmerei für den_die Falsche_n

23. Mai: Tag der mannigfaltig multigeschlechtlichen Beziehungen (ist aktuell Tag des Grundgesetzes, aber daran gibt es ja eh noch was zu tun)

ehemals Pfingsten: Tag des liebevollen Likörchenkollektivs (ihr wisst schon, „Heiliger Geist“, har har)

19. August: Lange Nacht des Sex auf Augenhöhe

7. September: Tag der Person, die ich anrufe, wenn alles so richtig scheiße ist.

Ach übrigens: Der hl. Valentin hat laut Legende Menschen verheiratet, denen es verboten war zu heiraten. Ironie…

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